Renaissanceschloss in Marksuhl

Schlossanlage Marksuhl - Geschichtlicher Abriss

Als am 31.10.1565 Johann Friedrich II verstarb, teilten die beiden Erben das Land auf: Der gleichnamige Bruder Johann Friedrich (der Mittlere) erhielt den Weimarischen Kreis mit Residenz Grimmenstein in Gotha, wozu auch Eisenach gehörte. Der andere Bruder, Johann Wilhelm, bekam den Coburgischen Kreis. Die beiden Herzöge vereinbarten die Herausgabe „gemeinsamer“ Verordnungen durch jeden einzeln und den Tausch der Kreise nach jeweils drei Jahren. Über Johann Friedrich wurde im Dezember 1566 die Reichsacht ausgesprochen. Er wurde als Gefangener nach Wien an den habsburgischen Hof gebracht. Seine Frau Elisabeth und dir drei Kinder Friedrich, Johann Casimir und Johann Ernst bekamen in Eisenach eine Wohnung zugewiesen. Johann Wilhelm regierte allein von Weimar aus auch über das Eisenacher Land.

Im Jahre 1570 bekamen die Söhne von Johann Friedrich (der Mittlere) ihre Erbrechte vom Kaiser Maximilian II zugesprochen und Johann Wilhelm bekam den Auftrag, das Land mit seinen drei Neffen zu teilen. Doch bereits im Jahre 1572 verstarb der älteste der Brüder Friedrich. Nun erfolgte die Teilung des Landes. Johann Wilhelm erhielt den Weimarischen Teil und seine Neffen Johann Casimir und Johann Ernst mussten sich den Coburgischen Kreis teilen. Coburg wurde ihre neue Residenz und von hier aus herrschten sie über Westthüringen mit Eisenach und Gotha.

Wahrscheinlich am kaiserlichen Hofe vergiftet, starb Johann Wilhelm im März 1573 in Weimar und der sächsische Kurfürst August, ein verbündeter des Kaisers, erhielt die Vormundschaft über die beiden Söhne J. Wilhelms und dessen zwei Neffen. Thüringen wurde nun von Sachsen aus regiert.

Mit dem Tod vom sächsischen Kurfürsten August, dem bisherigen Vormund der Thüringer Herzöge, übernahmen diese selbst die Regierungsgeschäfte ihrer Länder.

Am 07.02.1587 vereinbarten die beiden Brüder Johann Casimir und Johann Ernst, dass der Ältere die gemeinsame Regierung ausübte, der Jüngere dafür einige Ämter zu seinem Vorteil erhielt. Damit wurde Herzog Johann Ernst endgültig der Herr  von Eisenach und Umgebung. Die Ämter Creuzburg und Marksuhl standen ihm zur Verfügung. Im Jahr 1587 veranlasste der regierende Herzog Johann Casimir die Grundsteinlegung und den Bau des Schlosses Marksuhl als Residenz für seinen Bruder Johann Ernst. Johann Ernst, als jagdfreudiger Fürst bekannt, ließ sein Schloss bis 1591 zu einem stattlichen Renaissancegebäude erweitern. Die Erbauung des Schlosses erfolgte als Steinbau mit Fachwerkobergeschoss. Dabei handelte es sich um die noch heute erhaltenen Teile: den Südflügel, den Westflügel und den westlichen Teil des Nordflügels.

Ein neuer vertraglich beschlossener Vergleich zwischen den Brüdern Casimir und Johann Ernst im Jahre 1590, sicherte dem Älteren die Alleinregierung für weitere 5 Jahre zu. Als Ausgleich wurden Johann Ernst die Einkünfte aus den Ämtern Creuzburg, Marksuhl, Gerstungen und Hausbreitenbach überlassen. Außerdem zahlte der Herzog Johann Casimir an Johann Ernst 5000 Gulden und übergab ihm Silbergeschirr für seinen ganzen Hofstaat. Damit zog Johann Ernst in das noch nicht ganz fertiggestellte Schloss in Marksuhl ein und trug den Titel „Johann Ernst von Marksuhl“.

Im Jahr 1591 musste das Schloss fertiggestellt sein, denn in diesem Jahr heiratete Johann Ernst die Mansfelder Grafentochter Elisabeth. Im folgenden Jahr wurde in Marksuhl ihr Sohn begoren, doch Mutter und Kind starben im Wochenbett. Die zweite Ehe mit der hessischen Landgrafentochter Christine blieb kinderlos.

Am 04.12.1596 vereinbarten die beiden herzoglichen Brüder in Eisenach den Teilungsvertrag. Zwei Drittel des Landes erhielt Johann Casimir, ein Drittel Johann Ernst. Johann Ernst regierte nur noch das Herzogtum Coburg-Gotha. Johann Ernst wurde „erster Herzog von Eisenach“. Seinen Wohnsitz verlegte er noch im selben Jahr nach Eisenach und begann mit der Errichtung einer eigenen Regierung. Die guten Tage für Marksuhl waren gezählt, denn bereits im März 1597 legte Johann Ernst den Grundstein für einen vierstöckigen Schlossflügel in Eisenach. Seine Frau Christine zog mit ihrem großen Hofgang im Mai 1598 von Marksuhl in die Eisenacher Residenz um. Das Schloss Marksuhl benutzte Johann Ernst für die Ausrichtung der höfischen Jagden, ab 1616 wurde es entsprechend hergerichtet.

Der Herzog Johann Casimir verstarb im Jahre 1633 und sein Bruder erbte dessen Land und vereinigte beide Herzogteile zum Fürstentum „Sachsen- Coburg- Gotha- Eisenach“.

Am 3.10.1638 verstarb auch Johann Ernst 72 jährig in Eisenach. Da der Herzog Johann Ernst kinderlos starb, fiel sein Land und damit auch das Schloss Marksuhl an die brüderliche Linie Weimar- Jena- Altenburg. Bis 1640 bestand der vereinigte Herzogstaat „Sachsen- Weimar. Jena- Altenburg- Coburg- Gotha- Eisenach“.

Zuständiger Herzog für den Eisenacher Teil war von 1638 – 1639 der Herzog Johann Philipp von Weimar- Altenburg. Nach dem Tod von Johann Philipp nahmen seine drei Söhne eine neue Landesteilung vor. Der Herzog Albrecht erhielt das Fürstentum Eisenach und regierte von Eisenach aus über das „Herzogtum Sachsen- Eisenach“ einschließlich der Ämter Creuzburg und Marksuhl.

Im Laufe des Dreißig-jährigen Krieges (1618-1648) wurden der Ort Marksuhl und das Schloss mehrere Male von Soldaten überfallen und ausgeraubt. Nach der Beendigung des Krieges war das Schloss unbewohnbar. Infolge des Todes von Johann Ernst unterblieben wahrscheinlich weitere Bautätigleiten am Schloss Marksuhl. 1645 fiel das Gebiet an Herzog Wilhelm den Großen von Sachsen- Weimar (*1598 + 1662). Dieser regierte den Landteil von Weimar aus.

Im Jahre 1672 wählte Johann Georg I. (*1634 + 1686), ein Sohn von Herzog Wilhelm dem Großen, das Schloss in Marksuhl als Residenz aus. Doch bereits 14 Jahre später wurde das Schloss Marksuhl zugunsten Eisenachs wieder aufgegeben.

1714 wurde das baufällige obere Stockwerk des Westflügels abgetragen. Das abgebrochene Baumaterial verwendete man mit für die Errichtung eines neuen Flügels. 1723 wurde dieser Flügel L- förmig an den westlichen Baukörper des Nordflügels angesetzt. Er bildete die Remise und den nördlichen Anbau. Außerdem erbaute man den Ostflügel (Johann Wilhelm Flügel).

Man geht davon aus, dass 1723auch der Schlossgarten erweitert wurde und eine Orangerie errichtet worden ist.

1736 soll Herzog Wilhelm Heinrich den Bau eines überdachten Gangs zur gegenüberliegenden Kirche angeordnet haben.

1739 wurde der Fachwerkturm  mit seinen vier Steinstockwerken, an der Hofseite des Westflügels gelegen, erneuert. Die schmiedeeiserne Wetterfahne trägt die Jahreszahl 1739 und die Buchstaben „WHHZS“ (Wilhelm Heinrich Herzog Sachsen).

Bei seinen jagdlichen Ausflügen in das Gebiet Marksuhl benutzte der Herzog Wilhelm Heinrich von Sachsen- Eisenach (*1691 + 1741) das Schloss als Unterkunft. Er verstarb 1741 in seinem Jagdschloss Marksuhl.

Danach ging das Schloss in den Besitz von Herzog Ernst August von Sachsen- Weimar- Eisenach (*1688 + 1748) über. Er war hochinteressiert am Schloss Marksuhl und der umliegenden Jagdgegend. Ein erneuter Ausbau des Schlosses erfolgte unter der Oberleitung des Weimarer Hofbaumeisters Gottfried Heinrich Krohne, damit es den Ansprüchen des Herzogs gerecht wurde.

Er benutzte das Schloss in Marksuhl ebenfalls während seiner ausgiebigen Jagd als Unterkunft.

1745 wurde auch der Schlossgarten durch den Hofgärtner Pohl verändert und eine zeit- und kostenaufwendige Mauerumfriedung angelegt. Sie soll mit Ziegeln abgedeckt gewesen sein.

Aus dem Jahre 1786 existiert bereits ein Inventarium des Schlosses Marksuhl. Darin sind die bestehenden Baukörper, deren baulicher Zustand und das Inventar vom Gerichts- Secret H.Ch. Koehler, selber im Schloss wohnend, beschrieben. Im Obergeschoss des Westflügels waren die Räume der herzoglichen Familie untergebracht. Im Erdgeschoss des Nordflügels befand sich die herzogliche Wildküche und im Obergeschoss des Nordflügels mehrere Wohnungen. Aus dem Inventar geht hervor, dass 1786 eine überdachte Brücke zur Kirche bestanden haben muss.

Im 19. Jh. diente das Schloss den Herzögen ausschließlich zum Aufenthalt bei Jagden im Revier um Marksuhl. Das Schloss im Besitz des Weimarer Hofes beherbergte außerdem die Forstverwaltung für das Gebiet. Die Oberförsterei und die Wohnung des Försters waren im Nordflügel untergebracht.

1803 musste der baufällig gewordene Ostflügel nach relativ kurzer Standdauer abgerissen werden. Noch heute ist die Westwand des Flügels als Schlossmauer existent.

Im Jahre 1818 zog die Poststelle in das Erdgeschoss des Südflügels ein.

Von 1900 bis 1923 war im 1. Obergeschoss des Westflügels die erste „Thüringische Winterschule“ untergebracht. Diese siedelte 1923 nach Eisenach um.

Auch das Forstamt wurde 1930 in Marksuhl aufgelöst. Das 1. Obergeschoss des Nordflügels stand zur freien Vermietung. Verschiedene Umbauten im Schloss zur Wohnraumgewinnung sind dokumentiert. Der Schlossgarten stand den Bediensteten und den Wohnungsinhabern des Schlosses als Obst- und Gemüsegarten zur Verfügung. Ab 1920 gab es immer wieder Gesuche beim Thüringer Finanzministerium, Flurgrundstücke des Schlossgartens für Bauzwecke zu kaufen. In den Jahren 1934- 1937 war im Westflügel des Schlosses die Volksschule mit den Klassen 1-3 untergebracht, ab 1937 wurde der Nordflügel durch den Arbeitsdienst, Bund Deutscher Mädchen und die Hitlerjugend, sowie als Kleiderkammer benutzt. Im September 1939 wurde der obere Schlossgarten in 8 Parzellen aufgeteilt und an Marksuhler Familien als Bauland verkauft.

Bei einer Besichtigung zur Beurteilung des baulichen Zustandes im Jahre 1940 kam es zur baupolizeilichen Sperrung des nördlichen Anbaues des Nordflügels.

Am 19.06.1945 erfolgte die Besichtigung des Schlosses zur Feststellung der Kriegsschäden. Es erfolgte eine notdürftige Reparatur des 1940 gesperrten nördlichen Anbaus, der dann als Unterkunft für Bombenopfer diente.

Mit Eigenmitteln und Fördermitteln versucht die Gemeinde Marksuhl seit Anfang der 90iger Jahre das Schloss Marksuhl wieder abschnittsweise zu sanieren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Im ersten großen Abschnitt erfolgte die Sanierung des Süd- und des Westflügels. Die Leitung übernahm das Architektenbüro Metzner und Klingenstein aus Marksuhl. 1996 konnte die Sanierung des Süd- und Westflügels abgeschlossen werden. Die Gemeindeverwaltung bezog das 1. Obergeschoss. Die Bibliothek und das Forstamt befinden sich seit 1996 im Erdgeschoss. 1997 hatte man den Umbau des Erdgeschosses des östlichen Nordflügels zum Jugendclub geplant. Während der Arbeiten wurde der Bereich jedoch wegen Einsturzgefahr der Remise gesperrt. Man entschloss sich den Jugendclub in den ungenutzten Gewölbekeller des Westflügels unterzubringen. Im Mai 200 fand die feierliche Einweihung statt. Der Jugendclub gilt als Vorzeigeobjekt im ganzen Wartburgkreis.

Als nachfolgende Sanierungsprojekte sind die Ostwand, der Nordflügel und die Gestaltung des Schlosshofes angedacht. Die Gemeinde Marksuhl ist zuversichtlich und hofft in den nächsten Jahren, diese bauliche Maßnahme erfolgreich abschließen zu können.

Die Schlossanlage besteht heute aus dem dreiflügeligen Gebäudekomplex, dem Süd-, West-, und Nordflügel. Der Schlosshof wird von den Gebäuden, der Westwand des ehemaligen Ostflügels und der Schlossmauer eingegrenzt.

Der Süd- und Westflügel werden vollständig genutzt. Der Nordflügel steht seit Beginn der 90iger Jahre leer.

Der Schlosshof ist unbefestigt. Eine leichte Kiesschotterung vor dem Westflügel ist vorhanden. Die Parkplätze sind ohne Markierung rechtwinklig zur Schlossmauer angeordnet. In der Schlosshofmitte befinden sich eine größere Rasenfläche und ein Lindenbaum. 1966 zog die Poststelle erneut in den Südflügel des Schlosses ein.

1968 erfolgte der Abbruch der Haustreppe in der Bahnhofstraße, wahrscheinlich wegen der beengten Straßenverhältnisse. Der Treppenlauf wurde in das Gebäudeinnere verlegt. Im Jahr 1976 wurde das Schloss Marksuhl wegen seiner Denkmaleigenschaften in die Bezirks. Und Kreisliste für Baudenkmäler aufgenommen. Die Denkmalpflege nahm sich dem Schloss an. Im gleichen Jahr mussten die drei oberen Fachwerkgeschosse des Turmes wegen Einsturzgefahr abgetragen werden.

Zu Beginn der 80iger Jahre erfolgte aus Sicherheitsgründen die stückweise Zerlegung der Toreinfahrt. Die Torsegmente z.B. mit Hirschreliefen, lagerte man bei der Gemeinde Marksuhl ein.

Weiterhin herrschte Anfang der 80iger Jahre rege Bautätigkeit. Die Sanierungsabschnitte bleiben jedoch auf den Süd- und de Westflügel beschränkt, da der Nordflügel als Wirtschaftstrakt nur eine untergeordnete Rolle spielte. 1985 richtete man die oberen drei Fachwerkgeschosse des Treppenturms neu.

Im östlichen Teil des Nordflügels plante man 1978 die Unterbringung einer Großküche mit Speisesaal für eine Schülerspeisung. Der östliche Baukörper erfuhr deshalb umfangreiche bauliche Veränderungen. Der westliche Teil des Nordflügels blieb von allen Baumaßnahmen in dieser Zeit verschont. Seit 1991 ist die Gemeinde Marksuhl Eigentümer des Schlosses. 1994 wurde der Denkmalstatus des Schlosses bestätigt und 2001 durch einen Nachtrag erweitert. Nordflügel und Schlossmauer wurden mit aufgenommen.

 

Nordflügel- Bauphasen und Nutzung

Bauzeitliche Nutzung

Nach Fertigstellung der Bauarbeiten diente der 1591 bestehende westliche Teil des Nordflügels als Wirtschaftstrakt.

Im Erdgeschoss befand sich die Küche, welche bauzeitlich in 3 Bereiche gegliedert war. Das Herzstück war der Rauchabzugsbereich, der vom übrigen Küchenbereich durch heruntergezogene Gurtbögen abgegrenzt war.

Der Rauch der offenen Kochstelle ging durch einen Abzug in das Dachgeschoss und wurde dort zum Räuchern von Fleisch und Wildbret genutzt.

Die Tonnengewölbe im Kellergeschoss und im Erdgeschoss waren Lager – und Vorratsräume.

Das Obergeschoss des Nordflügels erreichte man bauzeitlich durch eine überdachte steinerne zweiläufige Außentreppe. Über die bauzeitliche Raumaufteilung des Obergeschosses gibt es keine aussagefähigen Unterlagen aus dieser Zeit.

Modernisierung des Nordflügels 1743

Wie bereits im geschichtlichen Abriss erwähnt, wurde das Schloss Marksuhl unter der Leitung des Weimarer Bauministers Gottfried Heinrich Krohne 1742/1743 für Ernst August hergerichtet. Die Inschriften des Baumeisters sind heute noch am Bauwerk ersichtlich. Im Erdgeschoss des westlichen Gebäudeteils wurden um den großen Herdbereich kleinere Rauchabzüge gemauert und die einzelnen Küchenräume voneinander getrennt. Die äußre Treppe zum Obergeschoss sind mehrere Wandeinbauten aus dieser Umbauzeit noch erhalten.

Der westliche Torbogen der Remise wurde zu einem rechteckigen Eingangsportal umgestaltet.

Das Inventarium von 1786 gibt Aufschluss über die Nutzung der Räume im Nordflügel.

Über eine Tür des Westflügels und über eine Treppe, aus dem Erdgeschoss, gelangte man in das 1. Obergeschoss des Nordflügels. Im Obergeschoss befand sich der Gerichts- Secret und die Wohnung des Beamten. Über 2 Galerien gelangte man in insgesamt 13 kleinere Stuben, 3 Kammern und 5 Abtritte, die dem Hofpersonal zur Verfügung standen.

Bautätigkeit in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts

In den Archivakten des Hochbauamtes sind bauliche Veränderungen des Nordflügels dokumentiert.

Im Obergeschoss befanden sich die Wohnung und die Geschäftsräume des Oberförsters von Marksuhl. Den Küchenbereich im Erdgeschoss nutzte der Oberförster als Abstellräume und zur Zwischenlagerung des Wildbrets. In Zeichnungen bis 1920 ist im Küchenbereich des Erdgeschosses ein gemauerter Backofen eingezeichnet. Ebenfalls im Erdgeschoss war die gemeinschaftliche Waschküche der Hausbewohner untergebracht.

Die Remise (östlicher Baukörper) war unter allen Mietern des Nordflügels aufgeteilt, hier befanden sich Stallungen für Kleinvieh und Lagerräume für Festbrennstoff.

Nachdem 1930 das Forstamt in Marksuhl aufgelöst war, zog auch der Oberförster aus seiner Dienstwohnung aus. Die Wohnung war vom Grundriss jedoch so groß, dass eine Vermietung in diesem Zustand nicht möglich war. Man veranlasste von Seiten der Bauverwaltung in Weimar, die Wohnung zu teilen. Es entstand eine Wohnung im nördlichen Anbau (heute abgerissen) und eine zweite Wohnung mit Blick auf den Schlosshof.

Die hölzerne Außentreppe zu den Wohnungen im östlichen Baukörper wurde 1938 als baufällig eingestuft, eine neue Treppe wurde im Gebäudeinneren errichtet. Im Jahre 1940 erfolgte der Einbau einer Treppe im östlichen Gebäude vom 1. Obergeschoss zum Dachboden. Im gleichen Jahre erfolgte die baupolizeiliche Sperrung der 1. Etage des nördlichen Anbaus. Der Mittelpfeiler des vierjochigen Kreuzgewölbes im Erdgeschoss war so stark zerstört, dass eine gesicherte Lastabtragung nicht mehr gewährleistet war. Der Regierungsbaurat empfahl den Abriss des nördlichen Anbaus.

Aus Wohnungsmangel im Jahre 1945 wurde die Kreuzgewölbedecke des nördlichen Anbaus gesichert und die darüberliegende Wohnung Bombenopfern zur Verfügung gestellt.

Vergleicht man Bestandsskizzen aus dem Jahr 1940 mit Bestandszeichnungen der VEB Denkmalpflege aus dem Jahre 1975, so sind keine weiteren gravierenden baulichen Veränderungen in diesem Zeitraum feststellbar.

Umbaumaßnahmen von 1976 bis 1983

In den 70iger Jahren benötigte die naheliegende Schule eine Schülerspeisung. Man entschloss sich, den östlichen Baukörper des Nordflügels dafür zu nutzen. Der Umbau verlief in mehreren kleinen Bauabschnitten, begonnen wurde mit dem Abriss des nördlichen Anbaus. Nach dem Abriss musste die Giebelwand an der Nordseite komplett neu errichtet werden. Danach folgte die vollständige Entkernung des östlichen Baukörpers. Der Innenausbau, gekoppelt mit dem Einbau von wasser-, heizungs- und küchentechnischen Anlagen, erfolgte zwischen 1980 und 1983. Der Zugang zum Speisesaal im 1. Obergeschoss konnte nur durch einen neuen kleineren nördlichen Anbau realisiert werden.

Der westliche Gebäudeteil des Nordflügels blieb von größeren baulichen Veränderungen verschont. Lediglich die Tonnengewölbe des Erdgeschosses wurden für Lagerräume der Küche hergerichtet.

Nutzungskonzept für den Nordflügel

Im Frühjahr 2001 wurde vom Büro Architekten und Ingenieure  Metzner und Klingenstein eine Nutzungskonzeption für den Nordflügel erarbeitet.

Die Idee: Die Bausubstanz beider Gebäudeteile soll so genutzt werden, dass gestalterisch die historischen und baulichen Besonderheiten ihre Entsprechung erfahren und möglichst alle Belange der Bewirtschafter berücksichtigt werden. Dabei soll ausreichend Spielraum für spätere Ideen der Nutzbarkeit bleiben.

Die Nutzung des Nordflügels ist nach dem vorliegenden Nutzungskonzept folgendermaßen gegliedert:

Erdgeschoss:

Die historische Schlossküche im westlichen Gebäudeteil wird auf den Originalzustand von 1591 zurückgebaut und zur Nutzung für Vereinstätigkeiten zur Verfügung gestellt.

Die anschließenden zwei Räume der Tonnengewölbe werden mittig quer getrennt und für die Nutzung als Sanitär- und Küchenräume vorgesehen.

Der vorhandene innenliegende Treppenlauf zum Obergeschoss in der ehemaligen Schlossküche stammt nicht aus der Bauzeit. Der historische Aufgang lag nachweislich vor dem Gebäude und soll zur separaten Erschließung des Obergeschosses wieder rekonstruiert werden. Im östlichen Baukörper sollen ein neues Treppenhaus und eine Mehrzweckhalle entstehen.

Das neue Treppenhaus ist zur Erschließung des Obergeschosses geplant. Es beinhaltet die Möglichkeit für einen Behinderten gerechten Zugang des Obergeschosses und als Eingangsbereich zum Mehrzwecksaal. Der Mehrzwecksaal entsteht in der ehemaligen Wagenremise mit den vier Toreinfahrten bietet beste Voraussetzungen für die Mehrfachnutzung als Ausstellungshalle, Veranstaltungs- und Vorlesungssaal, Proberaum und sonstige Veranstaltungen. Es ist angedacht diesen Raum über die Toreinfahrten nach außen zum Hof hin zu öffnen, damit entsteht zusätzlicher Aktionsraum für unterschiedlichste Nutzungen.

Der nördliche Anbau soll rekonstruiert werden. Hier sollen der Abstellraum der Mehrzweckhalle und zusätzliche Räume für das Forstamt mit ebenerdigem Zugang entstehen.

Obergeschoss:

Bis zur Mitte des westlichen Baukörpers sind zwei Schulungsräume für die Volkshochschule geplant, Aufenthaltsraum für die Lehrer, Sanitärräume und entsprechende Verkehrsflächen sind geplant. Die zukünftige Erschließung soll über die rekonstruierte historische Außentreppe erfolgen. Im Mittelteil des Geschosses sind Räume für die Gemeindeverwaltung vorgesehen. Räume für das Bau- und Gemeindearchiv, für den Ortschronisten und die Meldestelle angeordnet, die ehemaligen Räume der Schülerspeisung sind nach der Sanierung für eine größere Gemeindebibliothek geplant.

Das Obergeschoss des rekonstruierten nördlichen Anbaus wird weitere Funktionsflächen der Bibliothek aufnehmen sowie den dazugehörigen sanitären Bereich.

Dachgeschoss:

Das Dachgeschoss bleibt unausgebaut. Die Dachform wird nicht verändert.