Das Ende von ae-group
Das Ende von ae Group in Gerstungen – eine schmerzhafte Entscheidung
Meinung von Bürgermeister Daniel Steffan
Als ich am späten Abend des 1. September 2025 nach Hause fuhr, steckte mir die Betriebsversammlung von ae noch in den Knochen. Kurz zuvor saß ich als Bürgermeister mit in der Mitarbeiterversammlung der Nachtschicht. Es war die dritte und letzte Informationsrunde der Insolvenzverwalterin, der IG-Metall und des Vorstandes für die Arbeiter und Arbeiterinnen des Werkes. Ich glaube, dass alle Verantwortlichen wirklich um die Interessen der Beschäftigten gerungen haben. Ich glaube auch, dass die Werkleitung in den letzten Monaten alles Mögliche versucht hat, dem Unternehmen eine Zukunftsperspektive zu verschaffen.
Die Schließung von ae ist für unsere Gemeinde sowie die gesamte Region ein wirklich schwerer Schlag ins Kontor, vor allem für die Beschäftigten und deren Familien. Wie die Insolvenzverwalterin Dr. Romy Metzger – eine gebürtige Thüringerin – sagte, sind die Vermittlungschancen in die Industrie aktuell „schwierig“. Diese Lageeinschätzung ist ganz sicher richtig, bedeutet aber für die Betroffenen mehr Zukunftsangst.
Persönlich glaube ich, dass Deutschland gerade immer größere Teile seines industriellen Mittelstandes für immer verliert. Die daraus resultierenden Folgen kommen immer stärker in der breiten Bevölkerung an. Die Gründe dafür sind vielschichtig, zum großen Teil hausgemacht. Meiner Ansicht nach muss die Bundespolitik die Gründe für diese Entwicklung schnellstmöglich und nüchtern analysieren. Losgelöst von ideologischen Standpunkten muss umfassend gegensteuert werden. Ansonsten sehe ich den gesellschaftlichen und sozialen Zusammenhalt in ernsthafter Gefahr – in Deutschland, in Thüringen und hier bei uns in Gerstungen.

