Gedenkstätte für sowjetische Kriegsgefangene

Erinnerung bewahren, Würde zurückgeben
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Historischer Hintergrund
Im Richelsdorfer Tal bei Gerstungen befand sich während des Zweiten Weltkriegs das Kriegsgefangenenlager „STALAG IXc“. Dort waren Kriegsgefangene verschiedener Nationen untergebracht – unter ihnen zahlreiche sowjetische Soldaten, die unter menschenunwürdigen Bedingungen Zwangsarbeit leisten mussten. Viele von ihnen starben fern ihrer Heimat an Hunger, Krankheit oder bei gefährlichen Arbeitseinsätzen, etwa beim Bau der Autobahnbrücke.
Die ursprüngliche Grabanlage wurde 1948 im Richelsdorfer Tal angelegt – zur Erinnerung an sowjetische Kriegsgefangene, Zwangsarbeiterinnen und Kinder, die Opfer des nationalsozialistischen Regimes wurden. Ruhestätten unterliegen dem staatlichen Schutz und ist nach deutschem und internationalem Recht dauerhaft würdig zu erhalten.
Der dort 1954 errichtete Obelisk wurde 1977 aus dem damaligen Grenzgebiet zwischen der DDR und der BRD auf den Friedhof Untersuhl versetzt. Die sterblichen Überreste der Verstorbenen verblieben jedoch im Tal. Die Grabstätte geriet über Jahrzehnte in Vergessenheit und verwilderte.
Das Projekt der Umbettung
Im Sommer 2023 wurden die sterblichen Überreste von über 70 jungen Kriegsgefangenen im Richelsdorfer Tal geborgen. Die Gemeinde Gerstungen und der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge sorgten gemeinsam dafür, dass die Verstorbenen eine würdige Ruhestätte erhielten. Die Umbettung erfolgte in enger Abstimmung mit dem Landesverwaltungsamt und wurde durch den gemeindlichen Eigenbetrieb „Gerstungen Grün und Service“ pietätvoll ausgeführt.
Am 22. Juni 2023 – dem Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion – wurden 60 von ihnen auf dem Friedhof Untersuhl feierlich beigesetzt. Eine bewegende Zeremonie mit Musik, Gebeten und persönlichen Erinnerungen würdigte ihr Schicksal. Auch Angehörige aus Russland nahmen teil und stellten einen persönlichen Bezug zu den Verstorbenen her.
Weitere nicht zuordenbare Überreste anderer Nationalitäten wurden nach anthropologischen Untersuchungen am 26. August 2024 auf einem separaten Grabfeld beigesetzt. Auch ihnen wurde in einer stillen Andacht gedacht.
Ein Ort der Versöhnung
Mit der Neugestaltung der Gedenkstätte auf dem Untersuhler Friedhof wurden die Toten und der historische Obelisk wieder vereint.
Diese Gedenkstätte erinnert an das Leid der Gefangenen und steht für Menschlichkeit, Versöhnung und Frieden – damals wie heute. Sie ist Ausdruck unserer Verantwortung, die Geschichte nicht zu vergessen und den Opfern einen würdigen Ort der Erinnerung zurückzugeben.

